Yoga erfreut sich seit Jahrzehnten immer größerer Beliebtheit. Das traditionsreiche Übungssystem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Gleichzeitig gibt es nur wenige Zahlen und Studien, die dieser Entwicklung Rechnung tragen. Wir freuen uns deshalb, eine umfassende Bestandsaufnahme von dem Yoga-Markt in Deutschland präsentieren zu können.
Inhaltsverzeichnis:
- 1. Yoga in Deutschland
- 2. Interview mit Dr. Christian Fuchs
- 3. Yoga-Atlas
- 4. Interview mit Nicole Bongartz
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1.Yoga in Deutschland
Yoga ist mehr als ein Trend. Die Nachfrage stieg in Deutschland spätestens seit den 1960er Jahren stetig. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat der Yoga-Markt, insbesondere unter dem Einfluss angelsächsisch geprägter Yogastile, neue Dynamiken entwickelt.
Laut einer durch den BDY in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2014 praktizieren 2,7 Millionen Deutsche praktizieren Yoga. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 6000 Yogastudios und -schulen.
Während Yoga in den 1970er Jahren teilweise noch als potentiell gefährliche Meditationspraktik gesehen wurde, besteht heute eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Mitverantwortlich für diesen Wandel waren die zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, im Zuge derer die positiven Effekte von Yoga belegt werden konnten.
Yoga hat sich in zahlreiche Strömungen ausdifferenziert, die sich stärker oder schwächer auf die indische Tradition beziehen und dementsprechend körperliche und spirituelle Faktoren unterschiedlich gewichten.
Der Yoga-Markt umfasst ein großes Spektrum unterschiedlichster Schulen, Stile und Einflüsse. Zahlreiche Yoga-Lehrer und Lehrerinnen meistern tagtäglich den Spagat zwischen ganzheitlicher Lehre und moderner, undogmatischer Ausrichtung.
Eine dichotomisierte Wahrnehmung, die den Yoga in entweder körperlich oder spirituell unterteilt, ist zum Verständnis deshalb wenig hilfreich.
Yoga-Anbieter
Rund 70 Prozent aller Fitnessstudios mit Kursprogramm bieten Yoga-Stunden an. Die Yogakurse in Fitnessstudios sind in der Regel körperfokussiert, enthalten nicht selten aber auch spirituelle Elemente. Zu den beliebtesten Yoga-Stilen in Fitnessstudios gehören Hatha und Ashtanga Yoga (nach Eigenbezeichnung).
Mehr als die Hälfte aller Yoga-Anbieter in Deutschland sind Yogastudios und Yogaschulen. Ungefähr ein Drittel des Yoga-Angebots entfällt auf klassische Fitnessstudios. Auch CrossFit-Boxen, Personal Trainer, Outdoorsport-Anbieter, Tanzstudios und Sportstudios haben nicht selten Yogakurse im Angebot. Obwohl viele Pilatesstudios auch Yogakurse im Angebot haben, machen sie insgesamt nur knapp 2 Prozent des Gesamtangebotes aus.
Knapp die Hälfte aller Yoga-Angebote folgen der Hatha-Tradition, der Interpretationsspielraum für die Unterrichts-Ausrichtung ist hier verhältnismäßig groß. Obwohl im Hatha Yoga traditionell (und etymologisch) die körperlich orientierte Übungspraxis betont wird, beinhalten entsprechende Kurse durchaus spirituelle Elemente – ursprünglich war der Yoga immer spirituell geprägt.
Yoga-Hauptstädte
Düsseldorf ist die Yoga-Hauptstadt von Deutschland- auf 100.000 Düsseldorfer kommen gut 14 Yogastudios und -schulen. Allerdings bleibt Berlin mit über 300 aktiven Yogastudios und -schulen unangefochtene Yoga-Metropole, zumindest in absoluten Zahlen gerechnet.
Im Vergleich zu den Kleinstädten und ländlichen Gegenden ist insbesondere in den deutschen Großstädten und Metropolen ein sehr großes Yoga-Angebot präsent.
Die Bankenmetropole Frankfurt landet im Ranking auf dem zweiten Platz, Münster schafft es mit dem dritten Platz noch aufs Treppchen. Bemerkenswert ist, dass vergleichsweise wohlhabende Städte die ersten drei Plätze belegen.
Diese Beobachtung ist gewissermaßen kongruent zu soziodemografischen Erhebungen, die zum Gegenstand haben, welche Bevölkerungsgruppen in Deutschland Yoga praktizieren. Gleichwohl ist die Reihenfolge von mehreren Faktoren abhängig und lässt sich nicht monokausal erklären.
2. Interview mit Dr. Christian Fuchs
Was ist für Sie Yoga und was ist Yoga nicht?
Für mich ist Yoga ein Weg der Selbsterkenntnis und eigentlich kein Fitness- System. Auch historisch gesehen steht die Selbsterkenntnis im Vordergrund. Es ging den alten Indern darum, herauszufinden wer man ist und wie man in einen Zustand der Erleuchtung kommt. Um es mit einem modernen Begriff zu charakterisieren: Yoga ist ein spiritueller Weg. Die körperlichen Aspekte kamen erst ab dem 10. Jahrhundert n. Chr. ins Spiel und sollten dabei helfen, den spirituellen Weg zu unterstützen.
Freuen Sie sich, dass Yoga immer mehr Anklang findet, oder stehen Sie der Mainstreamisierung skeptisch gegenüber?
Mein Vater hatte mit seiner Yogaschule vor Kurzem 50-jähriges Jubiläum und kennt die Zeit, in der Yoga gesellschaftlich nicht anerkannt war. Insofern freue ich mich, dass die allgemeine Anerkennung da ist. Sie birgt nur die Gefahr, dass sich immer mehr Yoga- Anbieter auf das Körperliche reduzieren. Das finde ich schade. Yoga wirkt mit der Reduktion auf das Körperliche nicht mehr so, wie es ganzheitlich wirken kann.
Wie ist Yoga nach Deutschland gekommen und welche Entwicklungsstränge lassen sich skizzieren?
Das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts war eine wichtige Phase. Es gab zum einen Inder, die den Yoga in den Westen gebracht haben. Beispielsweise hat Vivekananda 1893 in Chicago auf dem Weltkongress der Religionen einen Vortrag gehalten und Yoga als die Lösung der Probleme des Westens benannt.
Zum anderen gab es vor dem Hintergrund der Theosophie eine Hinwendung zum Yoga. Die körperliche Übungspraxis – der Hatha Yoga – kam eigentlich erst in den 1920er und 1930er auf, in Berlin und Budapest haben sich erste Schulen gebildet. Ab den 1960er Jahren, als die New Age-Bewegung ins Rollen kam, verstärkte sich das Interesse an der körperlichen Übungspraxis.
Bis zum Anfang der 1990er Jahre hatte die ganze Yoga- Bewegung ein spirituelles Vorzeichen. Die Szene veränderte sich, als in den 1990er Jahren zunehmend US-amerikanische Yogaformen nach Deutschland kamen: Wie Power-Yoga und Ashtanga-Yoga. Ab diesem Moment wurde der Fitness-Aspekt immer wichtiger.
Welche Rolle haben die positiven wissenschaftlichen Erkenntnisse für die öffentliche Wahrnehmung von Yoga gespielt?
Es gibt seit den 1970er Jahren eine Flut an Studien, welche die positiven Wirkungen von Yoga nachweisen können. Infolgedessen ist die öffentlich wahrgenommene Seriosität gestiegen. Man konnte sagen: Yoga wirkt! Schattenseite dieser Entwicklung war die Idee, dass sich einzelne Übungen und deren Effekte isolieren lassen.
Wie Yoga genau wirkt lässt sich nur schwer beantworten, da es ein ganzheitliches System ist. Das Zusammenspiel von körperlicher Übung, Atmung, Konzentration und Meditation lässt sich nicht in Einzelteile untergliedern.
Inwiefern befinden sich Yoga-LehrerInnen in einem Spannungsfeld zwischen traditioneller Lehre und kommerziellem Angebot?
In den 1960er Jahren haben viele Yoga- Lehrende nebenberuflich unterrichtet. Mit der Gründung der hauptberuflichen Yogastudios ist der wirtschaftliche Faktor viel wichtiger geworden. Das hat den Markt und die Szene verändert. Werbung, Marketing und der Konkurrenzgedanke kamen ins Spiel. Spätestens seit den 1990er Jahren ist ein Markt entstanden, in dem viel Geld erwirtschaftet wird.
Wie sieht Ihre allgemeine Bestandsaufnahme aus, was zeichnet den Yoga-Markt aus?
Wir haben im Moment noch eine Differenzierung zwischen traditionellen und fitnessorientierten Anbietern. Die traditionellen Schulen versuchen, einen ganzheitlichen Yoga zu lehren und sind nicht so stark auf die wirtschaftliche Optimierung ausgelegt. Die Mitglieder sind meist älter als 35 Jahre.
Primär körperlich arbeitende Studios sind oft keine reinen Yogastudios und eher mit Fitnessstudios vergleichbar. Hier sind die Mitglieder meist viel jünger, zwischen 18 und circa 30 Jahre. Auch die Bindung an die Lehrenden ist oft schwächer ausgeprägt.
Diese beiden Yoga-Szenen berühren sich zwar, sind aber noch eigenständig. Wir werden sehen, ob diese beiden Szenen stärker zusammenwachsen oder eine von beiden wieder verschwindet.
Wie wird sich der Yoga-Markt entwickeln?
Ich glaube, dass die rein fitnessorientierte Szene irgendwann wieder verschwindet. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass andere Bewegungen kamen und gingen. Wenn Yoga auf das Körperliche reduziert wird, könnte ihm das gleiche Schicksal widerfahren.
Wenn der ganzheitliche Aspekt aber gewahrt bleibt, setzt sich die bisherige Entwicklung des Yoga in Deutschland fort – die Kurve geht seit 30 Jahren konstant nach oben. Viele Menschen haben eine Sehnsucht. Sie wollen mehr als nur ihren Körper stärken oder ein Workout absolvieren.
Wer länger als drei Jahre dabei ist, fragt oft nach neuen Themen: Wie ernähre ich mich? Ist mein Job noch der richtige? Yoga nimmt dann den ganzen Menschen in Beschlag – das Denken, das Fühlen, die Lebenshaltung. Diese Veränderung hat nach meiner Erfahrung den Effekt, dass sich die Menschen plötzlich wohler fühlen und mehr Lebensqualität gewinnen.
Woran erkennt man Ihrer Meinung nach gute Yoga-Lehrer und Lehrerinnen?
Wie in anderen Bereichen auch ist es sinnvoll, wenn die Lehrenden über entsprechende Qualifikationen verfügen. Eine Yoga-Ausbildung sollte eine gewisse Mindestdauer haben. Im BDY (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V., anm. d. Red.) sagen wir beispielsweise, dass eine Ausbildung mindestens zwei bis zweieinhalb Jahre dauern sollte.
Yoga unterrichten zu können, ist auch mit einem Entwicklungs- und Reifeprozess verbunden, da reichen ein paar Theorieeinheiten nicht aus. Letztlich muss jeder vor Ort entscheiden, ob das Angebot ansprechend ist. Die persönliche Ebene ist im Yoga sehr wichtig.
Gibt es Erkenntnisse darüber, wer in Deutschland Yoga absolviert?
Es sind immer noch deutlich mehr Frauen als Männer, circa 70 Prozent. Das ist aber ein deutsches Phänomen, in anderen Ländern sieht es zum Teil ganz anders aus.
Ausnahmen sind körperlich anstrengende Formen. Bei gewissen Power- und Ashtanga- Formen liegt der Männeranteil oft bei 50 Prozent und darüber.
3.Yoga-Atlas
Der Yoga-Atlas zeigt die Anzahl von Yogaschulen und -studios im Verhältnis zur Einwohnerstärke des jeweiligen Bundeslandes und gemessen an der Gesamtzahl. Ein besonders großes Yoga-Angebot gibt es in Hessen und Berlin.
Verteilung von Yogaschulen
In Deutschland sind mehrere Yoga-Ballungszentren identifizierbar. Dazu gehören neben allen Metropolen insbesondere das Ruhrgebiet, Köln-Bonn, Stuttgart, der Raum Frankfurt-Mainz- Darmstadt sowie die Gebiete Nürnberg und Freiburg i.B.
Yoga ist selbstverständlich mehr als ein Großstadt-Trend. Generell scheint die Nachfrage nach Yogakursen in urbanen Regionen, im Vergleich zu ländlich geprägten Gegenden, aber verhältnismäßig höher zu sein.
Ein Grund dafür ist die soziokulturelle Struktur der Großstädte, in denen viele Menschen tendenziell offener gegenüber neuen Gesundheitstrends und -strömungen eingestellt sind. Zudem entstehen in Großstädten Netzwerkeffekte und das bestehende Angebot verstärkt die Yoga-Nachfrage.
Yoga-Suche im Zeitverlauf
Das Suchvolumen nach „Yoga“ ist innerhalb der letzten 12 Jahre gestiegen. Mehr noch: Für den Zeitraum ab dem Jahr 2010 ist ein sprunghafter Anstieg von Suchanfragen zu beobachten.
Das erklärt sich aus zwei komplementären Entwicklungen. Erstens ist die allgemeine Nachfrage nach Yoga ab 2010 nochmals gestiegen, was sich im Suchvolumen widerspiegelt. Zweitens begannen Yoga- Interessierte zunehmend, sich online nach Yoga-Angeboten zu erkundigen. Diese Entwicklung hängt unmittelbar mit der recht diversifizierten und komplexen Yoga-Landschaft zusammen.
Die „Yoga-Szene“ ist eigentlich ein Geflecht zahlreicher Strömungen. Obwohl gleichen Ursprungs, unterscheiden sich die Stile in puncto Übungsausrichtung teilweise stark voneinander.
Modernere Yoga-Stile werden verhältnismäßig oft online recherchiert. Yoga-Laien suchen primär nach „Yoga“, da das Bewusstsein über die Präsenz vielfältiger Yoga-Zweige gar nicht vorhanden ist.
Suchvolumen nach Yogastilen
Sehr viele Yoga-Suchanfragen sind „navigational“. Das heißt, die Yoga- Interessierten verschaffen sich mittels geographischer Annäherung zunächst einen Überblick über das Yoga-Angebot.
Passend zur Angebotsstruktur sind auch die Suchanfragen heterogen. Je nach Bundesland und Region besteht unterschiedlich großes Interesse an Yoga. Der allgemeine Trend zeigt seit 2010 ein steigendes Suchvolumen für Yoga.
Bikram-Yoga ist vor allem in Hamburg beliebt. In München und Berlin besteht moderates Interesse am „Hot-Yoga“, das die Übenden bei hoher Raumtemperatur absolvieren. Jivamukti-Yoga wird in den Medien oft als „Promi-Yoga“ bezeichnet. Die Suchanfragen zum neuen Yoga-Stil beschränken sich fast ausschließlich auf München und Berlin. Das Beispiel Jivamukti zeigt, dass einzelne Yoga- LehrerInnen einen Einfluss auf Nachfrage und Verbreitung haben können.
4. Interview mit Nicole Bongartz
Bevor ich mit Yoga angefangen habe, habe ich schon in der Fitnessbranche gearbeitet. Die ersten Kurse habe ich 2002 gegeben, meine damalige Chefin hat mich zum Yoga gebracht.
Inwiefern befinden sich Yoga-Lehrer in einem Spannungsverhältnis zwischen traditioneller und moderner Lehre?
Ich sehe vor allem, dass Yoga in Bewegung ist und sich an bestehende Bedürfnisse anpasst. Einen Konflikt sehe ich weniger. Natürlich legen Yogakurse in Fitnessstudios eher Wert auf den körperlichen Aspekt.
Wir machen die Erfahrung, dass die Menschen, denen Yoga gefällt, irgendwann mehr machen möchten und in Yogaschulen landen. Selbst wenn Yoga auf das Körperliche reduziert wird, hat er bei gutem Unterricht trotzdem eine tiefere Wirkung, die über das Körperliche hinausgeht. Es ist aber schön, wenn Philosophie, Meditation und Atemübungen unterrichtet werden.
Hat die Öffnung des Yoga in neue Bereiche dazu beigetragen, dass er sich verbreiten konnte?
Viele Leute, die sich zunächst vielleicht nicht in eine Yogaschule trauen würden, kommen im Fitnessstudio das erste Mal mit Yoga in Berührung. Das finde ich grundsätzlich gut. Nichtsdestotrotz muss man aufpassen, dass der Yoga nicht zu stark reduziert wird. Die richtige Sprache ist wichtig, diese zu finden liegt in der Verantwortung der Lehrer.
Ist es für Yogaschulen manchmal schwierig, traditionellen Ansprüchen gerecht zu werden und trotzdem wirtschaftlich zu sein?
Wir unterrichten Yoga körperlich, aber integrieren in jeder Stunde traditionelle Aspekte. Man spricht über Philosophie und singt zusammen mit den Teilnehmern. Wir verstehen uns als “modernen Yoga”, mit dem jeder in der Großstadt etwas anfangen kann.
Es gibt Spannungsfelder, die sehe ich aber in anderen Bereichen. Man wird zum Beispiel mit der Ansicht konfrontiert, dass Yogalehrer immer gesund, glücklich oder ausgeglichen seien. Das kann Yogalehrer unter Druck setzen.
Von Yoga zu leben ist gar nicht so leicht. Wir haben mit der Vishnus Couch sehr lange sehr wenig Geld verdient und brauchten viel Idealismus. Man kann sich nur behutsam eine Existenz aufbauen, am Anfang vielleicht nebenbei, mit individuellem Training oder Workshops. Nur Yogastunden zu unterrichten ist ein echter Knochenjob. Yoga ist einer der wenigen “Gesundheits-Trends”, der seit Jahrzehnten an Bedeutung gewinnt.
Warum interessieren sich immer mehr Menschen für Yoga?
Ich glaube, dass Yoga immer wichtiger wird, um unseren Alltag zu balancieren. Wir sprechen im Yoga vom Pratyahara, dem Zurückziehen der Sinne. Das bedeutet, dass die Energie, die nach außen geht – das Schauen ins Internet, aufs Telefon, in die Werbung – reduziert wird. Der Geräuschpegel, das Fühlen und das Hören richten sich stattdessen nach innen.
Der Yogakurs bietet den Menschen die einzigen 90 Minuten am Tag, in denen sie offline und nur auf sich selbst konzentriert sind. Entspannung ist ein Luxus, den viele nicht mehr wahrnehmen können, insbesondere in den Städten. Wir betonen in den Kursen: “Es geht jetzt nicht darum, irgendetwas zu tun, sondern einfach nur zu sein. Du musst jetzt nichts schaffen, nichts erledigen und nichts besonders gut machen”. In einer auf Effizienz ausgerichteten Gesellschaft ist es wichtig, innehalten zu können.
In welchem Zusammenhang steht die Spiritualität mit der Wirkung?
Es geht im Yoga darum, in einen Zustand von Einheit zurückzukommen und sich mit sich selbst und seiner Umgebung verbunden zu fühlen. Für mich ist die Wirkung im Yoga spirituell. Nicht jeder Teilnehmer kommt wegen der Spiritualität in den Kurs. Aber viele tun es schon, auch wenn sie es nicht unbedingt wissen. Sonst könnten sie auch ein ganz normales Workout machen.
Oder sie haben eine der vielen Studien gelesen, die die Wirkung von Yoga belegen…
Eine Disziplin funktioniert am besten, wenn man mit Freude dabei ist. Wenn mir etwas keinen Spaß macht, kann ich mir das noch so vornehmen und halte es trotzdem nicht lange durch. Die meisten Teilnehmer bleiben dabei, einige schon seit zwölf Jahren. Nur wenige hören komplett mit Yoga auf.
Was ist für Sie persönlich Yoga und was bringt er Ihnen?
Yoga hat meinen Horizont erweitert. Ich lebe bewusster und treffe Entscheidungen, die mit mir im Einklang sind. Für mich bedeutet Yoga, ein authentisches Leben zu führen. Und ich bin sehr glücklich, dass die Yogaschule eine so große Rolle in meinem Leben spielt.
Der Yoga lehrt einen, dass man für das eigene Glück selbst verantwortlich ist. Schwierigkeiten sind eigentlich dafür da, um an ihnen zu wachsen. Die Yoga-Philosophie ist stark von dem Gedanken geprägt, dass Menschen die Möglichkeit haben sollte, ihr Potenzial zu entfalten.
Körperlich gesehen, ist Yoga so selbstverständlich wie Zähneputzen für mich geworden. Ich kann auch mal zwei Tage nicht auf die Matte, wenn es sein muss. Aber dann wird es auch schon schwierig.
Sie veranstalten im Mai 2016 zum 12. Mal die Yoga Conference in Köln. Was ist das Ziel der Konferenz und wie kann man mitmachen?
Die Idee ist auf einem Kongress in den Staaten entstanden, den ich mit meinen beiden Mitgründerinnen besucht habe. Damals gab es in Deutschland ganz wenige Yoga- Fortbildungen. Wir haben etwas gesucht, was es hier nicht gab. Irgendwann haben wir uns gedacht: Dann machen wir es halt selbst, wenn es in Deutschland sonst keiner macht.
Wir wollten eine gute Fortbildung auf die Beine stellen, bei der man Gleichgesinnte trifft, sich weiterbildet und Yoga-Lehrer, die man interessant findet, kennenlernen kann. Wir versuchen für die Konferenz immer neue Akzente zu setzen. Dieses mal wird es beispielsweise mehr Anfänger-Kurse geben. Es ist ein Zusammenkommen von Freunden und Gleichgesinnten.
Die Teilnehmer inspirieren sich gegenseitig, das ist sehr wohltuend und wichtig, um neue Impulse für den eigenen Unterricht zu erhalten. Das merkt man insbesondere nach dem Konferenz- Wochenende, wenn alle Lehrer vor Energie sprühen.
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