Ingo Huppenbauer: "Mit dem fitbox Konzept fühlen wir uns gut gewappnet!"

  Björn Schultheiss und Ingo Huppenbauer von fitbox im Interview zur EMS-Studie 2017 Die gesamte Studie gibt es hier zum kostenlosen Download   Wann sind Sie das erste Mal auf das Thema…

Dienstag,   |   Geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

 

Björn Schultheiss und Ingo Huppenbauer von fitbox im Interview zur EMS-Studie 2017

Die gesamte Studie gibt es hier zum kostenlosen Download
 

Wann sind Sie das erste Mal auf das Thema EMS-Training gestoßen?

INGO:

Ich war damals in einer Strategieberatung tätig, hatte eine 60-Stundenwoche und kaum Zeit für Sport. Natürlich war ich Mitglied in einem klassischen Fitnessstudio, bin dort aber kaum trainieren gegangen. Ein Kumpel hat mich 2009 auf eines der ersten EMS-Studios in München aufmerksam gemacht. Nach anfänglicher Skepsis war ich schnell von der Wirksamkeit überzeugt. Und mir wurde klar, dass hier etwas Großes entstehen kann – ein neuer Markt!

 

Warum haben Sie die fitbox gegründet?

INGO:

Der EMS-Ansatz hat einen entscheidenden Vorteil: Große Effekte bei geringem Zeitaufwand. Das trifft den Zeitgeist. Ich war so überzeugt von der Methode und dem Marktpotenzial, dass ich 2010 eine Ausbildung zum Fitnesstrainer absolviert und nebenberuflich 2011 die erste fitbox in München Pasing eröffnet habe.

Für den Aufbau von fitbox Nr. 2 habe ich meinen Studienfreund Björn gewinnen können.

BJÖRN:

Ingo hat mich regelrecht entflammt mit seiner Vision. 2012 bin ich aus der Geschäftsleitung einer der größten Fitnessketten überhaupt (McFIT) in die damals wahrscheinlich kleinste Fitnessstudiokette gewechselt. Der Aufbau der ersten fünf fitbox Studios war von einer permanenten Weiterentwicklung der Dienstleistung und des Konzeptes geprägt.

Am Ende dieser Phase stand der geschützte fitbox ® 3 ECK Ansatz (EMS-Ernährungscoaching + EMS-Cardio + EMS Krafttraining). Damit wurde fitbox zum ersten ganzheitlichen Lösungsanbieter mit 4Geräten. Diese Kernidee haben wir in eine klare Marken- und Kommunikationsstrategie eingebettet, die sich wie ein „grüner Faden“ durch unser Konzept zieht: So können wir unseren Kunden ein durchgängiges und hochprofessionelles fitbox Erlebnis ermöglichen.

INGO:

Im Jahr 2015 haben wir in unseren beiden Zielmärkten Deutschland und Österreich jeweils einen Franchisepiloten aufgesetzt und erfolgreich im Markt platziert. Im Jahr 2016 konnten wir unser Filialnetz um 23 Studios auf insgesamt 31 (Stand Januar, inkl. AT und RU, Anm. d. Red.) Studios erweitern.

 

Wie haben Sie die Entwicklung des EMS-Marktes innerhalb der letzten Jahre wahrgenommen und mit welcher Entwicklung rechnen Sie in der Zukunft?

INGO:

Es war und ist für mich unfassbar spannend, so eine dynamische Marktentwicklung von der Pike auf mitzugestalten. Trotz des allgemeinen Wachstums ist das Angebot in vielen Stadtgebieten und in ländlichen Regionen noch unterentwickelt. Im Jahr 2011 war EMS-Training noch unbekannt und 9 von 10 Interessenten, die sich in unser Studio verirrt hatten, wussten nicht genau, was wir eigentlich machen.

BJÖRN:

Es ist großartig zu sehen, dass Ingo mit seiner Einschätzung damals goldrichtig lag! Für 2017 gehen wir davon aus, dass die Bekanntheit weiter steigt. Ich prognostiziere, dass über 30 Prozent aller Menschen in Deutschland dann EMS kennen werden. Wir können davon ausgehen, dass sich das Kundenverhalten im Kontext der anhaltenden lokalen Angebotsverdichtung in den kommenden Jahren stark verändern wird.

Neben klassischen Entscheidungskriterien wie dem Preis oder der Erreichbarkeit, spielen plötzlich völlig andere Überlegungen der Kunden eine Rolle: Wie ist das Studiodesign? Passt der Anbieter zu meinem Lifestyle? Wie oft kann ich zum Training kommen? Gibt es Zusatzangebote wie z.B. Ernährungscoaching oder Cardio-EMS?

Viele kleinere Anbieter reagieren auf die zunehmende Verdichtung leider mit einer Preissenkung. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern schadet unserem Markt. Denn eines ist klar: Kunden sind durchaus bereit, für eine hochwertige Dienstleistung einen angemessenen Preis zu zahlen.

INGO:

Wenn sich das Marktwachstum verlangsamt, sind die Marktteilnehmer gezwungen, sich neue Wege des Wachstums zu erschließen. Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es in 5 Jahren noch genügen wird, nach Schema F vorzugehen: Raum anmieten, Gummipalme rein, IKEA Sitzecke aufbauen, um dann ein konzeptfreies EMS-Krafttraining anzubieten.

Mit dem fitbox Konzept fühlen wir uns für die kommende Marktverdichtung gut gewappnet, da wir zu einem richtigen System gereift sind. Daher suchen wir bei der Auswahl zukünftiger Standorte bereits heute gezielt die Nähe zu unseren Wettbewerbern.

 

Wer heute einen EMS-Anbieter sucht, startet die Recherche mit hoher Wahrscheinlichkeit online. Wie wichtig ist eine gute Online-Präsenz?

INGO:

Der Kunde sucht heute überwiegend online, meist über das mobile Endgerät. Folglich spielt ein kundenfokussiertes Online-Erlebnis eine immer größere Rolle. Eine Webseite allein genügt schon lange nicht mehr. Es gilt Instagram, Facebook, Google und eine Vielzahl an Bewertungsportalen ganzheitlich zu bespielen.

BJÖRN:

Wir sehen, dass viele unserer Franchise-Interessenten dieses Thema völlig unterschätzen. Sobald ich einen dieser wichtigen Kanäle öffne, reicht die bloße Präsenz nicht mehr aus. Jeder Kanal sollte individuell und authentisch mit gutem Content bespielt werden. Dies erfordert neben Kreativität und Erfahrung auch Zeit und Mitarbeiterressourcen. Eine moderne Kundenansprache erfolgt heutzutage nun mal im Kanalmix.

 

EMS-Training ist mittlerweile ein beliebtes Medienthema. Wie lässt sich EMS über die Anbieterseite erfolgreich kommunizieren?

BJÖRN:

„Bad News are good News“ – das scheint für viele Journalisten insbesondere beim Thema EMS leider immer noch zu gelten. Über negative Ereignisse des EMS-Trainings wird intensiver berichtet, als über zufriedene Kunden. Doch lamentieren hilft nicht! Die Konsequenz für unsere Branche kann nur sein, dass wir weiter an der Verbesserung von Qualität und Sicherheit arbeiten. EMS trägt als Trainingstechnologie und Leistungsversprechen fast schon markenähnliche Wesenszüge: Wo EMS drauf steht, muss auch EMS drin sein!

 

Wenn Sie im Jahr 2017 nochmal von vorne starten müssten: Welche Fehler würden Ihnen als Studio-Gründer nicht noch einmal passieren?

INGO:

Es geht ums Kapieren, nicht ums Kopieren. Und damit war jeder Fehler, den wir gemacht haben, für unsere heutige Entwicklung wichtig! Die gelebte Unternehmenskultur spielt eine große Rolle. Genau hier würde ich ansetzen und von vorne an konsequent am „Spirit“ der Mitarbeiter mit Kundenkontakt arbeiten. „Wer innen nicht brennt, kann außen nicht leuchten.“

BJÖRN:

Viele unserer Bewerber möchten ihr “Hobby zum Beruf machen”. So sind wir auch gestartet. Doch je erfolgreicher und größer unser Unternehmen wurde, desto weniger haben wir uns um die Trainingsfläche gekümmert. Doch als Studiobetreiber ist es essentiell, den Kontakt zur Basis zu halten! Daher ist unser Tipp: 20 Minuten Mitarbeiter- und Mitgliederkontakt auf der Trainingsfläche sind wertvoller als viele Stunden am Schreibtisch. Es gilt wohl für alle Unternehmen: Die Kunden sind die Chefs der Chefs, denn sie zahlen alle Gehälter!

 

fitbox setzt auf eine stringente Vorverkaufs-Strategie. Lassen sich standardisierte Prozesse entwickeln, die ein Studio erfolgreich machen?

INGO:

Die klassische Fitnessbranche nutzt ja bereits seit vielen Jahren den Vorverkauf, also das „Schreiben von Mitgliedschaften“ noch vor der eigentlichen Eröffnung. So ein “Vorverkauf auf der Baustelle” hat immense Vorteile. Zum einen rückt der Break-Even deutlich näher in Richtung Eröffnung, was den Liquiditätsbedarf spürbar reduziert. Zum anderen ist in dem Studio von Beginn an etwas los und die Mund-zu-Mund Maschine läuft sofort. Der „leere Restaurant Effekt“ wird vermieden. Stellen Sie sich vor, ein neues Restaurant eröffnet in Ihrem Kiez. Es mag das wohl beste, schönste und leckerste der ganzen Stadt sein. Doch jedes Mal, wenn Sie vorbeilaufen – nur leere Tische. Wie hoch ist die Chance, dass Sie das Restaurant ausprobieren?

BJÖRN:

Und dasselbe gilt für EMS-Studios. Als wir vor vier Jahren angefangen haben, ein EMS-Vorverkaufskonzept zu entwickeln, haben wir mit EMS-Experten gesprochen. Die Reaktion war fast immer dieselbe: “Seid ihr wahnsinnig, EMS-Vorverkauf? Kein Mensch wird unterschreiben, ohne vorher mal den EMS-Impuls gespürt zu haben!”. Doch wir haben uns nicht beirren lassen und unsere Vorverkaufstoolbox ständig verfeinert. Im Vorverkauf wird eben nicht EMS-Training verkauft, sondern etwas völlig anderes! Denn sind wir mal ehrlich: Kein Mensch will wirklich EMS-Training machen, nur um EMS-Training zu machen 😉

 

Welche Rolle werden Home Anwendungen in der zukünftigen Marktentwicklung einnehmen?

BJÖRN:

Für die weitere Entwicklung des EMS-Marktes ist das Thema Sicherheit der Knackpunkt. Es geht weniger um die Wirksamkeit des EMS-Impulses auf den menschlichen Körper, die ist gut belegt. Es geht vielmehr um den sachgemäßen und damit sicheren Einsatz im Trainingsalltag: Trainingsintensität, Übungsauswahl, korrekte Bewegungsabläufe, ausreichende Hydration des Kunden und korrekte Regenerationspausen – all diese Anwendungsaspekte spielen eine entscheidende Rolle, für eine positive Entwicklung des EMS-Marktes.

INGO:

In der jüngsten Zeit wurden wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich eines sicheren Einsatzes der EMS-Technologie im Trainingsalltag durchgeführt. Die daraus abgeleiteten Rahmenbedingungen bilden die Basis für zertifizierte Trainer-Ausbildungen sowie die TÜV-Zertifizierung. Damit wird sich EMS-Training schon aus Sicherheitsgründen nicht in Richtung „Self-Service-Training“ entwickeln, sondern ein Personaltraining mit maximal zwei Trainierenden pro Trainer bleiben. Wir tun uns daher mit der Vorstellung schwer, dass EMS in naher Zukunft als Gruppen- oder gar Hometraining eine signifikante Rolle spielen wird.

 

Setzen sich die Mikrostudios endgültig durch oder kann man bald in jedem Fitnessstudio mit EMS trainieren? Wo steht EMS-Training in fünf bis zehn Jahren?

BJÖRN:

Mit Blick in die Zukunft fehlt mir die Phantasie, wie eine Integration in eine großflächige Fitnesslandschaft zu einem aus Kundensicht angemessenen Preis funktionieren könnte – Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Das Mikrostudio-Konzept wiederum ist mit seinen vielen Vorzügen im deutschsprachigen Europa zurecht das momentan am schnellsten wachsende Fitnessformat und für die wirtschaftlich erfolgreiche Vermarktung von EMS-Training auch in Zukunft die richtige Wahl.

INGO:

Unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen kann von einem Abflauen der Dynamik nicht die Rede sein. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Markt aus der Nische heraus entwickeln wird. Eine spannende Zeit für Anwender und Betreiber.

 

Huppenbauer hat 2011 die erste fitbox gegründet, seit 2012 ist Dr. Björn Schultheiss als Co-Founder und CMO an Bord. fitbox gehört zu einer der am schnellsten wachsenden EMS-Ketten in Deutschland. Mehr Infos unter fitbox.de

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